Straßennamen sind heute eine unentbehrliche Grundlage für Adressen. Daher sollten sie schon eine Dauerhaftigkeit und Bestimmbarkeit haben. Man denke an Urkunden, Verträge oder andere Dokumente mit Ortsangaben. Mögen wir auf diese Eindeutigkeit für die Zukunft hoffen - im Rückblick gilt dieses für die Vergangenheit jedenfalls - je genauer wir eine Ortsangabe prüfen wollen - nur eingeschränkt.
Für die Altstadt von Jever - das ist die Stadt innerhalb der ehemaligen Wallanlagen sowie die Vorstadt in Richtung Schlachte - gehen einige Straßennamen wenigstens zurück bis ins 16. Jahrhundert. Dieses wird aus Verträgen, Urkunden etc. ersichtlich. Konkrete Stadtpläne oder Lagezeichnungen gibt es erst viel später. Glaubwürdige Pläne tauchen zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf. Ob der "Grundriss der Vestung und der Stadt Jever (1768)" eine realistische Wiedergabe ist oder eine nie umgesetzte Planung aufzeigt - insbesondere für die militärischen Aspekte - ist nicht bekannt. Aber dieser Plan ist eine Quelle für Einzelheiten des damaligen Stadtbildes. Zu hinterfragen sind die Angabe aber allemal: vielleicht war der Zeichner nicht von hier und so sind möglicherweise einige Ungenauigkeiten eingeflossen.
Eine wichtige Quelle ist weiterhin die ausführliche Beschreibung der Stadt durch Magister Braunsdorf (bzw. Martens) aus den Jahren 1796 bis 1802. Die unten aufgeführten Zitate werden es zeigen.
Mit dem Urkataster, welches bis etwa 1840 aufgestellt wurde und aus dessen Übersichtskarte der Stadtplan von 1844 entstanden ist, finden wir die meisten heutigen Bezeichnungen bereits; die Stadt war nur unmerklich größer geworden. Nordergast und Südergast waren noch Sammelbezeichnungen für die Äcker und Gärten. Erst ab der nächsten Jahrhundertwende brach die Stadt aus ihren mittlerweile geschliffenen Festungsring. Die außerhalb der Wallanlagen einzeilige Bebauung an den Ausfallstraßen (heutige Mühlenstraße, Bahnhofstraße, Wangerländische und Schützenhofstraße) bekam durch Stich- und Ringstraßen auf die hinterliegenden Gartenbereiche Zuwachs. Die Anton-Günther-Straße als wichtige Erschließungsstraße bekam erst 1913 ihren heutigen Namen, die südlich davon abzweigende Wege waren seinerzeit offensichtlich unbenannt, nördlich dieser Straße wurden erste Häuser gebaut - meist mit der Ortsangabe Südergast oder Weg zum Armenhaus (heutiges Marianne-Sternberg-Haus).
Die meisten heutigen über 130
offiziellen Straßen und Straßennamen der
Stadt entstanden noch später, als in der Nachkriegszeit die Baugebiete
Hochhamm, Moorwarfen, Rahrdum, Norder- und Südergast explosionsartig
die bebaute Stadtfläche vergrößerten. Mit der Bebauung der Marsch und
des Moores (Siabbenmoor, Wangertiefviertel, Normannenviertel, Klein
Grashausgelände, Gewerbegebiete etc.) gab es noch einmal einen Zuwachs
an Straßen und Straßennamen.
All diese Namen sind jedoch erst
höchstens 50 Jahre alt und nur selten beziehen sie sich auf
"gewachsene" Namen (z.B. Flurnamen, alte Wohnplatzbezeichnungen). Mal
sehen, wie lange einzelne davon Bestand haben.
In
der Vergangenheit jedenfalls gab es einige Umbenennungen; die Gründe
hierfür sind oft nur zu erahnen. Vielleicht waren es Verwechselungen,
die sich einbürgerten, volkstümliche Bezeichnungen, die offiziell
wurden oder oder.
Die Umbenennung von Straßen und
Plätzen nach
politischen Machtwechseln aber sind
bekannte Demonstrationen. Jever war eine
NSDAP-Hochburg. Längst verdrängt und heute
unbekannt sind die damals
obligatorischen Umbenennungen und die für damals neue Straßen
vergebenen (politischen) Namen.
In Jever gilt dieses für das
"Siedlungsgelände" bzw. die "Schützenhofsiedlung", wo ab 1935 für die
Zivilkräfte des vergrößerten Militärflughafens Upjever der Bau kleiner
Einfamilienhäuser in einem nahezu einheitlichen Stil gefördert wurde.
Die folgende Aufstellung ist sicherlich nicht vollständig. Es fehlen veränderte Schreibweisen und auch die aktuelle "Vereinnahmung" der Straße Am alten Hafen in den Treidelweg. Auch das Datum der jetzt gültigen Namen ist (bisher) nur teilweise bekannt bzw. hier vermerkt. Einzelheiten der Entstehung, Namenserklärung und Bedeutung (fast) aller Straßennamen finden sich in den Büchern von Friedrich Orth und als Neuauflage davon in Fr. Orth, B. Müller-Schlombs, W. Trumpf (siehe unten).
heutiger Name | seit | vorheriger Name | Quelle, Bemerkungen |
Albanistraße | Fräulein Marienstraße | Braunsdorf: ".. von der Wage bis nach dem kleinen Herrengarten heißt die Fräulein Marienstraße." Kleiner Herrengarten: heute das Sophienstift. | |
Am Alten Markt | Hitler-Platz | November 1934 per Magistratsbeschluss umbenannt; offensichtlich nie umgesetzt und benutzt (Piegsa). In den "Ratsprotokollen" 1935 -44 wird nur die Bezeichnung Marktplatz verwendet. | |
Am Hillernsen Hamm | 1969 | Industriestraße | nach mehrjähriger Diskussion
wird die zuerst vorgeschlagene 'Industriestraße' durch den dortigen
Flurnamen ersetzt. Akte Neunummerierung 07.08.1969 |
Am Kirchplatz (Nordseite, auch Ostseite bis zum Rathaus) | 1969 | Neuer Markt bzw. Am neuen Markt | noch im Stadtplan jüngster Zeit. Mit Ratsbeschluss
vom 26.09.1968 wurde Neuer Markt in Am Kirchplatz (Nr. 19 - 28)
umbenannt. |
Am Kirchplatz | Kirchhofstraße ums Kirchhof | Urkataster 1840, Braunsdorf | |
Am Wall | Fräulein Marien Gang Am Pferdegrafts Wall | Stadtplan 1768 Urkataster 1840 | |
Anton-Günther-Straße | 1913 | Mittelgastweg Weg nach dem Schützenfeld | bis 1913 Karte Dunker 1815: "Situation des Altenmarkt und Schlosses an der Stadt Jever". |
Anton-Reling-Straße | Wilhelm-Decker-Straße | 1935 - 45 Siedlungsgelände Benennung durch "Entschließung" am 24.10.1937 ("NS-Märtyrer", W. Decker, geb 05.12.1907, am 9.11.1931 in Bremen umgekommener SA-Mann). | |
Apothekerstraße | Steinstraße | Stadtplan 1768 | |
Bahnhofstraße | Pannwerk Pannewarf Am Pannwarf | Braunsdorf: "wo im 15. u. 16. Jahrh.
eine wohleingerichtete Ziegelei vorhanden war." Anzeige um 1820 | |
Beuthener Straße | Büscher-Straße | 1935 - 45, Siedlungsgelände; bisher konnte dieser Namensgeber nicht identifiziert werden - wahrscheinlich NS-Gefolgsmann. | |
Breslauer Straße | 1951 | Boelke-Straße | Erstbenennung: "Entschließung" vom
10./11.5.1937 (Oswald Boelcke/Boelke: erfolgreicher Kampfflieger des WK I, Absturz 28.11.1916; siehe Wikipedia) |
Clevernser Schulweg | Rahrdumer Todtenweg | Marschalleck | |
Danziger Straße | Heinrich-Eichler-Straße Edo-Wiemken-Straße | (Benennung vor Mai 1937) Heinrich Eichler war ab 1928 NSDAP-Landtagsabgeordneter, ab 1931 sogar Landtagspräsident in Oldenburg und starb 1932 (Piegsa) Laut JeWo 28.12.1954, offensichtlich kurzzeitig nach dem Kriege, um den NS-Namen zu vermeiden. | |
Eichenallee | 1951 | Mitscherlichweg | bis 1951 |
Elisabethufer | Am Pferdegraben An der Pferdegraft | nach Orth (damals waren beide Graften noch verbunden) | |
Erlenweg (Moorwarfen) | 1976 | Birkenweg | Ratsbeschluss vom 25.06.1976 - nach der Eingemeindung von Cleverns Sandel 1972 zugunsten des Birkenweges in Cleverns |
Fasanenweg Moorwarfen | 1970 | Ratsbeschluss vom 25.03.1970 | |
Flamenstraat | Kirchstraße Kleine Burgstraße | Braunsdorf: "Von der ehemaligen
Flaampforte bis nach dem Kirchhofe gerade hinauf ist die Kirchstraße." Stadtplan 1768 | |
Friesenweg | 1956 | Ziegenreihe | auf Wunsch der damaligen Anlieger.... |
Grashausweg | Gartensweg Herrengartenweg | Stadtplan 1844 Karte Dunker 1815: "Situation des Altenmarkt und Schlosses an der Stadt Jever" | |
Große Wasserpfortstraße | Westerstraße | Orth nach Woebken | |
Grüner Garten | 1976 | Grüner Weg | Ratsbeschluss vom 25.06.1976 - nach der Eingemeindung von Cleverns Sandel 1972 zugunsten des Grünen Weges in Cleverns |
Haaks Garten | ca. 1995 | Remmers Garten | zwar nicht als bewohnte Straße ,
sondern vorher... 1913 im Bauantrag zum heutigen Haus Anton-Günther-Straße 57 |
Hajo-Jürgens-Straße | Johann-Lüchtenborg-Straße | 1935 - 45 Siedlungsgelände ("NS-Märtyrer", 23.04.1932 umgekommen) | |
Hermann-Gröschler Weg | ca. 1992 | Püttweg | Braunsdorf, für den Teil innerhalb des Walles |
Hohnholzstraße nördlich Anton-Günther-Str. | 1937 | Philosophenweg Schwarzer Weg | 1913 im Bauantrag
zum heutigen Haus Anton-Günther-Straße 57 1937 in einem Bauantrag; auch "erweiterte Bismarckstraße" Umbenennung des Schwarzen Weges zu Hohnholzstr.: "Entschließung" 10./11.5.1937(Diedrich Hohnholz 1847 - 1932, Heimatforscher, Mitbegründer des Heimatmuseums, Rektor). Im "Ratsprotokoll" (=Zeitungsbericht) zur Sitzung am 24.10.37 wird der Schwarze Weg im Zusammenhang mit einem Sportplatzbau genannt. |
Hooksweg | 1969 | Schlachte | bis 1969 hatten die
Wohnhäuser - damals weniger - die Anschrift
Schlachte. Akte Neunummmerierung 27.06.1969. |
Hopfenzaun | Hoppentun |
1581 1663 laut Rechnungsbücher |
|
Ibenweg | Albert Iben-Aecker | ausgehend von der Südergast
wurden ab 1927 die vom Albert Iben-Vermächtnis gekauften
Ländereien bebaut. Der Fußweg Richtung Stadtmitte existierte wohl schon viel länger. Lagepläne in den Bauanträgen um 1910. | |
Jeversche Straße | Lüde-Weg, Lüh-Weg | Braunsdorf : "..vom Dünkagel bis Sibtshaus.." | |
Johann-Albers-Weg | 1968 | Landrat-Johann-Albers-Weg | Laut Fr. Orth wurde der Titel 'Landrat' auf dem Schild weggelassen - wurde das Schild zu lang? |
Jonasgang | Burggrafengang Präceptorgang | Braunsdorf | |
Kaakstraße | Osterstraße | Stadtplan 1844, noch 1953, aber schon Bauantrag zu Nr. 19 (1912) mit dem Namen Kakstr. | |
Kiebitzstraße | Johann-Gossel-Straße | 1935 - 45 Siedlungsgelände ("NS-Märtyrer", 21.06.1931 umgekommen) | |
Kleine Burgstraße | Sieben Düvels
Straße Sieben-Teufel-Straße Geisterstraße | Stadtplan 1768; noch 1824 im Stadtplan, im Urkataster ab 1840 nicht mehr; Braunsdorf: "In der Ecke am Wall der Krumm Ellenbogenstraße nach dem Schlosse hinten herum bis an die Wage ist die sog. Sieben Teufels- oder Geisterstraße, die sonst auch kleine Burgstraße pflegt genannt zu werden." Jev. Wochenblatt 1913: ".. soll künftig Kleine Burgstraße heißen.." | |
Kleine Rosmarinstraße | Kat(h)arinenstraße Kl. Rosmarienstraße | Orth: nach Stadtplan 1741, nicht mehr
1768 in einem Bauantrag von 1936 (einmaliger Schreibfehler?) | |
Kleine Kirchhofstraße | Am Markt Petersilienstraße Pastorengang | Stadtplan 1768 Orth Bauantrag 1923 | |
Langelandstraße | Nebenstraße Rahrdum | noch 1953 | |
Leipziger Straße | 1969 | Auf dem Hochhamm | Stadtplan (1968/9) |
Lerchenweg | 1974 | (Moorwarfer) Gastweg | Die frühere Streubebauung
wurde dem Gastweg zugeordnet. Akte Neunummierung 19.11.1974 |
Lindenallee | Eichenallee Hindenburg-Allee | noch 1909 November 1934 per Magistratsbeschluss umbenannt; offensichtlich nie umgesetzt und benutzt (Piegsa). | |
Lützows Garten | 1972 | Rosenstraße / Privatweg | Die Streubebauung wurde
vorher teils der Rosenstraße zugeordnet, teils dem 'Privatweg'. Akte Umnummerierung 06.01.1972 |
Mönchswarf | Mönkenwarf | Braunsdorf | |
Moorweg | 1971 | Oll Weg Bahnhofsweg Siabbenmoor | lt. Orth im
Mittelalter (siehe unten zu Hilkenschloot) Der Moorweg beginnt ab 1971 ab dem Bahnübergang, vorher waren dieses die Häuser Bahnhofsweg 1 bis 22, 33 und 35 . Akte Neunummerierung 16.07.1971 Stadtplan (1968/9) |
1768 Burgstraße | 1768 Steinstraße | 1844 St. Annen Vorstadt |
Mühlenstraße | Lüh- Weg Dünkageler Weg | Katasterkarte 1929 südlich der
Anton-Günther-Einmündung; Braunsdorf | |
Mühlenweg | Moorwarfer Todtenweg | Von Alt-Moorwarfen nach Jever über die Marsch - bis 1844? | |
Neue Straße | 1650 | Judenstraße | Braunsdorf: "die
Judenstraße von 25 Häusern, die ihren Namen davon erhalten hat, daß der
erste Jude, Meier Levi, 1698 hier wohnte, deren Kirchhof auch hier
gewesen sein soll. Sie wird auch die Neue Straße genannt, weil sie die
letzte gewesen, die 1650 gebaut worden. auch noch 1815 (Karte Dunker) |
Ochsenhammsweg | Ossenhammsweg | Stadtplan 1844 | |
Ossenpadd | 2007 | Ochsenhammsweg (Cleverns) | Zwar nur ein Feldweg ohne Anwohner, aber die heutigen Navis zogen diesen Weg in der Clevernser Marsch der gleichnamigen Straße in der Stadt immer wieder vor... |
Ostfriesenweg | Hinter dem Kaffeehaus | Titel des Genossenschaftsweges | |
Ottenburger Weg | Feb. 2012 | Wittmunder Straße Wittmunder Weg | Zuordnung
in die historische Lage: Vor 1849 führte auf der alten
Bundesstraßentrasse von Jever über Scheperhausen der Ottenburger Weg
nach Schluis. Eine direkte Verbindung nach Asel gab es vorher nicht. In
Erinnerung daran hieß die dortige Hofstelle lange Zeit "Am Ottenburger
Wege'. Jetzt ist es wieder richtig. Durch den Neubau der B210 im Jahre 2000 wurde der alte Abschnitt zwischen der Mühlentiefbrücke und dem Gehöft Am Ottenburger Wege als landwirtschaftlicher Weg (mit eigenem Radweg) herabgestuft. Ein eigener Name sollte die Änderung verdeutlichen. |
Rahrdumer Straße | Rahrdumer Weg | in einem Bauantrag 1928 | |
Raiffeisenstraße | 1969 | Bahnhofsweg | Teilstück zwischen Milch-
und Sellostraße . Akten Neunummerierung 9.10.1969 und 28.01.1970 |
Sandeler Straße südl. Sandel | Totenweg | Marschallek 1955 zu Fund Nr. 19 | |
Schenumer Weg (nördl. der Jan-Iben-Brücke über das Mühlentief) | Feb. 2012 | Ottenburger Weg | Historisch war hier der Name O. nie richtig gewesen. Die modernen Navis verführten zur einigem Suchverkehr, wenn die gleichnamige Hofstätte angefahren werden sollte - die lag aber an der Wittmunder Straße bzw. dem Wittmunder Weg |
Schillerstraße | Spukweg | bis 1908, 1919 (Sackgasse), erst 1946/7 durchgehend | |
Schulgang | 1971 | Terrasse | die heutigen Nummern 2a und
2b wurden als Terrasse adressiert. Akte Umnummerierung 06.04.1971. |
Schulstraße | 1955 | Englischer Weg Arme Sünder Weg | bis 1955 ( Orth: eigentlich Engelschen
Weg, neben dem Friedhof) Braunsdorf: "der Platz, wo die Missethäter begraben wurden." (Martens) nach Orth |
Schützenhofstraße | Clevernser Weg Chaussee nach Cleverns | 1883 Bauanträge | |
Stadlander Weg | 1977 | Schrägstraße | laut Stadtplan (1968/9), sehr fragwürdig... (siehe Stadtplan von Jever - etwa 1968) |
St.-Annenstraße | Harlingerstraße | 1417 laut Carl Woebcken | |
Steinstraße (Ostteil)
| Petersilienstraße
Dicktonnenstraße | Stadtplan 1768; Braunsdorf: "Vom Markte nach dem Archidiakonatshause ist die Petersilienstraße." Braunsdorf: "Die Straße, wo man von der Steinstraße durch die St. Annenstraße nach der Wasserpfortstraße gehen will, wird von einigen die dicke Tonnenstraße genannt, weil sie fast so aussieht." | |
Terrasse | Gang nach dem Albanithore und dem Armenhaus | nach Orth: Plan 1815 bis 1875, Terrasse war nur ein Teil dieses Weges. Die Bezeichnung Terrasse bezieht sich auf die Weinterrassen des Hofes. | |
Theodor-Fetkötter-Straße | 1995 | Lohne | Reststück nach der Überbauung der Rosenstraße durch die Brauerei östlich der Schillerstraße bis ca. 1995 ? |
Theodor-Fetkötter-Straße | Rosenstraße | Katasterkarte 1929: durchgehend bis zur Schlachtstraße..... | |
Wangerstraße | Wangerttorstraße | Orth | |
Wangerländische Straße Nr. 1, 3 und 5 | 1969 | Schlachte | Akte Neunummerierung 16.06.1969 |
Wittmunder Straße (innerorts) | Kirchhofstraße | Stadtplan 1844 |
Braunsdorf führt in der Beschreibung der Stadt und Vorstadt Namen von Straßen und Wege auf, die heute verloren gegangen sind:
"Ferner gehören zur Vorstadt: .... die Fischershäuserstraße von 2 Häusern" |
"der alte Umgang hat darum den Namen, weil vor den Zeiten der Reformation der Umgang aus Jever von dem darin belegenen alten, grauen Kloster nach dem Opferhause d. i. dem Diakonate in der Wasserpfortstraße über die Gast da herum u. so wieder herwärts gegangen ist." |
"der Hilkenschlot, od. der sog. alte Weg, wo ehedessen, ehe der Lühweg noch aus dem Moore aufgegraben war, die allgemeine Heerstraße nach dem Flecken Jever ging." |
"Nahe an der kleinen Burgstraße ging auch im 15. Säculo eine kleine Gasse durch die Rosmarin- und Krumm Ellenbogenstraße das Hexenpatt genannt, die aber jetzt gänzlich bebauet ist." |
"Hinter dem Hopfenzaun, in der Mitte nach dem Walle hinaus, befindet sich die alte Cavillerey, oder der Rakkergang, weil in vorigen Zeiten der Abdecker hier wohnte, ehe seine Wohnung außer der Stadt auf den grünen Warf verlegt wurde; nächst diesem die Musemackerey, oder Musemachershaus; dem gegenüber hinter dem Brunnen die Kikebushörn, und hinten am Walle der Jungfernstieg und das Kehlköpken befindlich ist." |
Braunsdorf schreibt Waagestraße grundsätzlich mit einem a, obwohl schon 1768 die heutige Weise gebräuchlich war. Die Stadtwaage "befand sich nicht weit von der Abzweigung dieser Straße von der Schloßstraße.." (Orth). Im Stadtplan 1768 ist sie mit der Nr. 83 zwischen Kleinen Burgstraße (heute Flamenstraat) und der Großen Burgstraße angegeben.
Bei
den NS-Straßennamen tun sich alle schwer,
keiner
will sich erinnern, auch wenn er z.B. damals in der heutigen
Kiebitzstraße als Jugendlicher gelebt hat...
Das
Siedlungsgelände am Schützenhof wurde ab 1935 durch den
"nationalsozialistischen Wohnungsbau" gefördert. Bis Ende 1938 waren
bereits drei der dortigen neuen Straßen nach "nationalsozialistischen
Vorkämpfern aus den Gau Weser-Ems" benannt worden (Decker, Gossel,
Lüchtenborg). In der Dezember-"Ratssitzung" von 1938 wurde
bekanntgegeben, dass in der Siedlung auch der Name "Straße der SA"
vergeben werden soll, da "die SA einen hervorragenden Anteil an der
Schaffung dieser Siedlung" hat. Ob es dazu gekommen ist?
Fr. Orth gibt in seinem wichtigen Buch zu den besagten Straßen nur vage Hinweise:
Anton-Reling-Straße | "Früher trug sie den Namen eines Angehörigen des NS-Regimes" |
Beuthener Straße | "Nach dem letzten Krieg erhielten mehrere Straßen in neuen Wohnviertel im Westen der Stadt (Städteviertel) Namen nach Städten der verlorenen Ostgebiete und Mitteldeutschlands." |
Breslauer Straße | "Vorher hieß sie Boelkestraße, benannt nach einem der erfolgreichsten Kampfflieger des Ersten Weltkrieges." |
Danziger Straße | "Diese Straße liegt in der 1935 gegründeten Wohnsiedlung westlich der Schützenhofstraße." |
Hajo-Jürgens-Straße | "Diese Straße in der 1935 gegründeten Wohnsiedlung westlich der Schützenhofstraße wurde bald nach dem letzten Krieg nach.... benannt." |
Kiebitzstraße | "Vorher war die Straße nach einem 1931 bei politischen Auseinandersetzungen ums Leben gekommenen Anhänger Hitlers benannt." |
Die
Aufarbeitung der NS-Zeit in
der Stadt machte ab den achtziger Jahren
Fortschritte (Kapitulationsdiskussion, Initiativen zu jüdischen
Mitbürgern am Mariengymnasium, Denkmal jüdischer Bürger beim
Amtsgericht etc.). Die Zeit
scheint reif für vollständige Information.
Frau Müller-Schlombs, der ich während der Recherche zur Neuauflage des Buches die Straßennamen des Siedlungsgeländes während der NS-Zeit nannte, wagte aber auch 2003 nicht, diese in dem "heimatkundlichen Kleinod, das uns hilft, die Geschichte unserer Stadt besser zu verstehen" (Einleitung) zu veröffentlichen. Wo Orth noch einen Hinweis auf die frühere NS-Namensgebung gab, bei der Anton-Reling-Straße und der Kiebitzstraße, kürzte sie auch diese Hinweise:
Anton-Reling-Straße | "Die Straße gehört zu der 1935 gegründeten Wohnsiedlung westlich der Schützenhofstraße und erhielt diesen Namen bald nach dem letzten Krieg." |
Kiebitzstraße | "Das Wohnviertel wurde 1935 westlich der Schützenhofstraße gegründet." |
Bei der Breslauer
Straße beließ sie es bei der Erwähnung von Boelke.
Moralischer
Widerspruch?
Orth
traute sich nicht, die NS-Namen zu nennen. Auch wenn Oswald Boelke kein
Nazi
war, die Nazis nutzten dessen Bekanntheit aus und gründeten damals
sofort ein Geschwader mit seinem Namen. Diese
Straßenbenennung in dem Siedlungsgelände für das Personal des Flughafens ist in Verbindung
mit dem Ausbau des
nahen Flugplatzes Upjever zu sehen. Der Hinweis auf
den
erfolgreichen Kampfflieger des ersten Weltkrieges passierte bei
beiden unbehelligt die "Zensur" (Schreibweise unterschiedlich:
auch Boelcke).
Quellen:
Stadtplan
1768 : Bibliothek des Schlossmuseums, Sign. Ka I a Nr. 4a
Stadtplan
1844: Sonderdruck Firma Babatz
Urkataster um 1840, Katasteramt
Katasterkarte
1929, Katasteramt
Magister
Braunsdorf: Gesammelte Nachrichten
zur Geographischen Beschreibung der Herrschaft Jever. Herausgegeben von
F.W. Riemann 1896
Friedrich Orth:
Die Straßen der Stadt Jever.
1985
Friedrich Orth, Barbara Müller-Schlombs, Wolfgang Trumpf:
Jever so alt und so neu . 2004
Bernhard Piegsa:
Zeitgeschichtlicher Rundgang durch Jever. Musealog 2005,
unveröffentlicht
Carl Wöbcken:
Geschichte unseres Raumes. In: Der Landkreis Friesland. Stalling,
Oldenburg, 1963, S. 17.
Akten Neunummerierung I und II
(1967 - 1975)
Jeversches Wochenblatt 28.12.1954
"Niederschriftsbuch
über die Beratung mit den Gemeinderäten und über die Entschließungen
des Bürgermeisters" zwischen Juni 1935 und Dezember 1944
V. Bleck, 2/2010 , Ergänzungen bis 02/2012, Ergänzungen aus 'Akten Neunummerierung 10/2012-11/2016