Sein & Schein - in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege

... zum Tag des offenen Denkmals 2021


Skizze-Kampuett
Eine Skizze, dem Stadtpanorama von 1741 der Stadt Jever und den schriftlichen Angaben des Hauptmann Lasius an die großherzogliche Kammer von 1815 nachempfunden.

Schripnest: Die Kampütte

Sah am Samstag in der Mitte unseres Städtchens Jever ein älteres Pärchen. Während der Herr Gemahl noch auf seinem Handy im Netz suchte, meinte seine Eheliebste, den erstbesten Passanten ansprechen zu können und nach dem Brunnenhause zu fragen, "welches sein Wasser mit Windkraft zum Schloss transportierte.“

Dass sich dieser Passant gleich als ein „ Heimatversteher“ entpuppte, da fielen dem Pärchen - weit, weit, ganz aus Bremen kommend - glatt ihre Kinnladen herunter.

Was der ihnen dazu alles in einer ausführlichen Weise berichten vermochte. Dachte er doch, die beiden seien Heimatkundler mit großem Interesse. Und wer in unserer Metropole weiß schon soviel über die „Kampütt“, wie ich - eben aus der netten Lady ihrer Schnute vernommen.
Da gebot sie mir freundlich aber bestimmt, endlich inne zu halten mit meinen „Ausführungen.“

Nur - wo die Pütt sich befänden täte, wäre ihnen im Augenblick wichtig ...

Ich ergänzte, dass morgen der „Tag des offenen Denkmals“ sei, aber in diesem Jahr leider die Kampütte nicht geöffnet und besichtigt werden könne.

Fiel mir da, die nicht mehr ganz so freundlich wirkende Dame ins Wort: Bräuchten das Brunnenhaus nur zur Standortbestimmung ihres ... Parkplatzes, wo sie am frühen Morgen ihr Automobil abgestellt hatten.

Par-dauz!

Gut, dass sie die am Häuschen befestigte Beschreibung noch gelesen hatten. Waren aus ihrer Stadt mit einem Inzidenzwert von über 109 aus Bremen nach Jever geflüchtet und würden bei ihrer Schwester in Neuharlingersiel übernachten. Und wie hätte sich unser Jever, im Vergleich mit ihren Erinnerungen aus Kindertagen, doch zum Nachteil verändert. Wo damals noch Geschäft an Geschäft sich reihte, sind heute nur viele leere Schaufenster.

Nur das zum Vorteil veränderte Museum im Schloss konnte die Bremer beeindrucken. Der Besuch dort in den historischen Fluchten sei ihnen recht unterhaltsam gewesen. Dort waren sie das letzte Mal mit ihrer „Großtante Herrlich“, welche in Jever früher ein Papierwarengeschäft betrieb, darin unterwegs gewesen.

Und da konnte ich sie überraschen, als ich gerade über diese „Tante Herrlich“ (Rathauswirt Tjadens Tochter) zu berichten wusste, dass sie als Kriegerwitwe allein das Anwesen an der unteren Schlachtstraße (von Ukena) erwerben konnte und erst nach Jahren in Karl Eils einen neuen Partner fand...
Ja, ihren „Opa Eils“, den vermisse die Bremer Lady schon sehr.

Ein Regenguss ließ uns auseinandergehen. Nach den Namen der Bremer Lü habe ich glatt vergessen zu fragen.

W. Krüger, September 2021