Historische Impressionen
Magister Braunsdorf beginnt
in
seiner Beschreibung des Jeverlandes (geschrieben in der Zeit um
1797 bis etwa 1802 - zusammen mit Martens, vielleicht auch von ihm
übernommen..?) mit einer allgemeinen Einführung unter anderem übers
Wetter und über den Landstrich ganz allgemein (F.W. Riemann hat diesen
Text 1896 als Buch
veröffentlicht: Magister Braunsdorf, Predigers zu Waddewarden,
Gesammelte Nachrichten
zur
Geographischen Beschreibung der Herrschaft Jever, Seite 7 und 8):
Das Klima gehört wegen der Lage
des Landes zu den kalten. "Wir liegen," sagt Prof. Joh. Christ.
Reill in seinem Diätetischen Hausarzt, "auf einem offenen
Plane, an dreien Seiten vom Meer umgeben, von keinen Bergen und
Waldungen gedeckt, allen Winden preisgegeben. Unser Dunstkreis ist
kalt, trübe und wässerigt, wegen der niedrigen Lage des Landes
gegen die See wegen der inländischen Seen,
Sümpfe und
Moräste, vielen Kanäle, Gräben und Wasserleitungen, womit die
Felder und Wiesen durchschnitten sind. Wir haben im Durchschnitt eine
rauhe und feuchte Luft, öftere Regen, Wind, Sturm und Nebel. Nach
Stürmen und Ungewitter bemerket man zuweilen dicke mit Meersalz
schwangere Nebel, nahe an den Küsten Salzkristalle auf den Pflanzen und
Dächern und salziges Wasser in den Cisternen, das entweder durch
Wirbelwinde mechanisch aus der See aufgenommen, oder Seesalz ist, das
in Dünsten aufgelöst mit aufsteigt. Unsere Atmosphäre ist vielen, ich
möchte fast sagen, unregelmäßigen Veränderungen unterworfen. Die
Federkraft der Luft sowohl wie ihre Temperatur leiden die schnellsten
Abwechselungen. Das Barometer kann schnell hinter einander steigen,
fallen und wieder steigen. Auf starke Wärme haben wir oft plötzliche
Kälte, auf kaltes Wetter plötzliche Wärme, auf Sturm und Ungewitter
heitern Himmel und umgekehrt. Nach des Frühlings Gleich-Tägen wehen
anhaltende kalte Nord- und Nordostwinde, die uns mit Kälte, Trockenheit
und rauher Luft heimsuchen. Nach dem längsten Tage haben wir selten
anhaltendes warmes Wetter. Mit demselben wird die Atmosphäre wärmer und
es wehen mehr warmfeuchte Südsüdwest- und Westwinde. Dann steigen an
heitern Abenden kurz vor und nach Sonnenuntergang dicke, weiße,
niedrige und kalte Seenebel aus allen Kanälen, Gräben und niedrigen
Örtern und vorzüglich aus denen Watten auf, schweben nahe über der Erde
fort und verbreiten sich über das ganze Land. Die Nordsee wirft
allerhand todte Insecten, Muscheln, Fische, faule Wasserpflanzen, einen
verdickten Schlamm und andere Unreinigkeiten mit denen
Fluthen an den
Strand aus, die bei der Ebbe, vorzüglich wenn die Witterung heiß ist,
einen fast unerträglichen Geruch von sich geben. Im Sommer dünsten die
vielen einländischen Sümpfe, Moräste und Seen, die niedrigen
wässerigten Gegenden, die innern Kanäle und Abwässerungsgraben,
desgleichen die Lachen bei denen Bauernhäusern eine verdorbene Luft
aus, daher denn auch die vielen bei uns vorkommenden Krankheiten ihren
Ursprung haben.
Die Herrschaft Jever grenzet
gegen Morgen an die Jade, wie auch an das Stad- und Butjadingerland,
auch Herrlichkeit Kniphausen; gegen Mittag an das Herzogthum Oldenburg
und zwar an das darzu gehörige Amt Nienburg, die Herrlichkeit Gödens
und das ostfriesische Amt Friedeburg; gegen Abend an Harlingerland und
das ostfriesische Amt Wittmund und Esens, und gegen Mitternacht an die
Nordsee, wo die beiden Inseln Wangeroge und Spikeroge gegenüber liegen.
Wie die Grenzen zu Hammelmanns Zeiten beschaffen gewesen, erzählt er in
seiner Oldenb. Chronik S. 433 und die schon angeführten
Grenzprotokolle, welche hierüber vollkommen entscheiden.
Einige behaupten, daß dies Land,
welches 3 kleine Meilen in der Länge und eben so viel deutsche Meilen
in der Breite hat, zu dem fünften Seelande des alten Frieslandes gehört
habe, andere, daß es ein Theil der Grafschaft Oldenburg gewesen sei.
Von der
Fruchtbarkeit desselben
schreibt J. J. Winkelmann in seiner "Frühlingslust" S. 266: " Die
Marschländer sind so fett, daß ein Scheffel 12, auch wohl mehr Scheffel
Früchte durch Gottes Segen hervorbringen kann. Und hat man öfters
befunden, daß ein einziges Korn zu Zeiten 100 und mehr Ähren
getragen hat. Über dieses, so ist auch wegen des hohen und
dicken Wieseklees eine treffliche Pferde- und Viehzucht in diesen
Marschländern; auch trägt zuweilen ein Schaf 3, 4 bis 5 Lämmer auf
einmal. Außer den mannicherlei Arten von Seefischen werden auf der
Insel Wangeroge auch Austern gefangen. Auch werfen die Nordsee und der
Jadefluß den Bern- und Achatstein aus. Das geringe Land wird durch
Wühlen gut gemacht.
Der vollständige Text von Martens/Braunsdorf auf 157 Seiten in digitaler und neuzeitlicher Schrift ist hier auf schripnest.de einzusehen unter
Martens - Braunsdorf:
Gesammelte Nachrichten zurgeographischen Beschreibung der Herrschaft Jever
August
2009
zuletzt April 2014