Stadt der Kunst, Sage und Geschichte
Bei meinen Arbeiten außerhalb des Rathauses war ich oft mit Bewohnern wie auch mit Besuchern der Stadt über die Stadtgeschichte ins Gespräch gekommen. Besonders die "Wallanlagen" um die Altstadt bieten dazu ja genügend Anknüpfungspunkte. Nach meinem Eindruck ist bei den Anwohnern oft (erschreckend) wenig Wissen über die Entwicklung der letzten 200 Jahre vorhanden. "Maria", ja - da ist etwas bekannt. Urlaubende Familien oder andere Besucher, die auf eigene Faust die Stadt erkunden, die meist nicht an einer Stadtführung teilnehmen können oder wollen und die die vielleicht vorher in der Touristinformation erhaltenen Prospekte noch gar nicht studiert haben, waren sehr interessiert, mehr zu erfahren, anstatt bei einem (ziellosen) Spaziergang durch die Gassen (nur) die Fassaden von Häusern zu betrachten.
An einigen Brunnen waren Schilder angebracht. Sie stammen noch aus den 1990iger Jahren, weisen Gestaltungswirwarr, unterschiedliche Schriften und Rahmen auf. Manche Lesbarkeit war grenzwertig. Unter Plastikabschirmung verrottete der papierne Text. Eine kleine Serie von Plexiglas-Schildern an besonderen Gebäuden, 1995 vom damaligen Stadtdirektor Hashagen zusammen mit der Oldenburgischen Landschaft angebracht, ist heute teilweise verblichen, verkratzt, inhaltlich nicht mehr korrekt oder - wie am Rathaus - vor der Klinkerfassade schwer lesbar. Aus dieser Zeit stammte auch die Idee, den Besuchern mittels auf den Bürgersteig gemalte, später kurzlebig aufgesprühte Kiebitze einen Wanderpfad durch die touristische Vor- und Innenstadt anzubieten. Aber seit einem Jahrzehnt kümmert sich darum niemand mehr. Wessen Aufgabe wäre das?
Der öffentliche Bereich mit Straßen und Plätzen wird durch das Rathaus gestaltet. Da sind die Verwaltung und die Mitglieder des Rates, Lokalpolitiker. Es kursiert der Mythos von der "Stadt der Kunst, Sage und Geschichte" vielleicht noch, aber ein wirkliches Interesse besteht nicht. Man gehört ja zu der Stadt, die "Attraktionen" wie das Schlossmuseum, das ehrenamtlich geführten Gröschlerhaus, die Schlachtmühle oder auch den Blaufärber zu bieten hat, ohne diese mit ihren Angeboten zu kennen, dort teilzuhaben, zu besuchen etc. - und erwartet, dass "andere" etwas tun?
Trotz meines Arbeitsgebietes als Sachbearbeiter für Grünflächen etc. im Rathaus entwarf ich einige Informationstafeln zur Geschichte und Entwicklung für einige Standort und stellte sie der Verwaltungsspitze vor. Es dauerte mehrere Jahre bis mit Bürgermeister Albers daran Interesse geweckt wurde. Es gab grünes Licht. Wichtig bei der Gestaltung war mir eine einheitliche Erscheinung, ein kurzer Text und zu dem jeweiligen Standort kontrastierend ein historisches Bild oder eine Karte. Mit einem QR-Code sollte über die städtische Internetseite jeweils auch eine englische und niederländische Übersetzung auf Smartphones o.ä. angeboten werden.
Mit Hilfe von Mitgliedern des Heimatvereins, der Leiterin des Schlossmuseum und von Designer Andreas Reiberg entstand eine erste Serie von 13 Tafeln, die nach langer "Bürokratie" im September 2018 aufgestellt werden konnten. Weitere 4 Tafeln folgten im November 2019 (Ausnahme bei der Einheitlichkeit: Die Tafel des Sagenbrunnens wurde nur gereinigt und mit dem QR-Code versehen).
Hat schon jemand die seit einem Jahr stehenden Tafeln entdeckt?
Diese folgend dargestellten Tafeln und ihre Standorte stehen meist an Plätzen, an denen sich die Stadt in den letzten 200 Jahre besonders verändert hat: Verändert durch die Schleifung der 'Vestung Jever' mit dem Abbau der Schutzwälle um das Schloss und die Altstadt, durch das teilweise Zuschütten des ehemals vollständig umlaufenden Stadtgrabens, durch die Neugestaltung des Zuganges zum Schloss und die Öffnung Richtung zum Alten Markt.
Bisher gibt es für die Stadt kein Konzept für einen Stadtrundgang. Der früher durch den Kiebitz geführte Gang führte meist durch die "Geschäftswelt". Im Leitbild der Stadt wird von der Verbesserung des Marketings gesprochen. Die Wallanlagen bieten sich für einen Rundgang an, wobei zum Beispiel die Wegeführung auf dem Schlosserplatz durch einen geraden Übergang von den Karl-Jaspers-Anlagen bei Entfernung des Gitters am Bürgersteig angepasst werden sollte.
An der kleinen Mauer steht dieses Schild, unauffällig. Der Abfallbehälter sollte längst versetzt worden sein.
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Diese Tafel steht neben dem Bullen Prinz und ermöglicht den Blick wie auf dem Foto hinüber zum 'Hof zu Oldenburg'. Zusammen mit der nur wenige Meter entfernten folgenden Tafel wird sie bei Veranstaltungen vorübergehend entfernt.
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Der Standort dieser Tafel liegt vor der Schlossapotheke an den Blumenkübeln. Wichtig für diesen Standort ist den Blick hinunter zu den grünen Wiesen - wenn nicht zu viele Fahrzeuge und Kübelpflanzen die Sicht versperren.
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Standort: neben der Fußgängerampel in Richtung Schloss.
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Früher soll einmal ein Hinweis auf Friedrich Schiller am Gitter angebracht gewesen sein.
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Auf Wunsch der Kirchengemeinde wurde ein gleiches Schild auch an der Kirchhofsmauer in der Großen Wasserpfortstraße angebracht.
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Die Tafel steht in der Prinzenallee.
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Standort: Große Wasserpfortstraße.
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Diese Tafel steht sehr abseits von touristischen Besucherpfaden und richtet sich eher an die umgebenden Bewohner.
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Dezember 2019
V. Bleck