Das Drostenhaus

Ein Portal-Rest

Drostenhausportal
Das Portal in Steinstraße 2

Die 'Altstadtsanierung' 1983 hat den Altbestand an Gebäuden zwischen der Drostenstraße und dem Hopfenzaun fast restlos beseitigt.

An einem dieser neuen Gebäude, Steinstraße 2, fällt aber das üppige barocke Sandsteinportal am Haupteingang mit der Jahreszahl 1756 auf. Ein Plexiglasschild*) mit kaum lesbarer Schrift erläutert:

Drostenportal.
Das 1756 geschaffene Portal bildete ursprünglich den Hauptzugang zu dem im 16. Jahrhundert errichteten und 1975 abgerissenen Drostenhaus. Das Drostenhaus stand an der östlichen Seite der Drostenstraße."

Über das Drostenhaus ist an vielen anderen Stellen ausführlich geschrieben worden. Hier soll es einzig um ein Kuriosum der Verwaltungsentscheidung gehen. Es wurde - vielleicht durch den öffentlichen Druck einer Bürgerinitiative und des Denkmalpflegers - eine Bestandaufnahme des Gebäudes beauftragt. Man muss beim Lesen dieses Gutachtens im Sinne behalten, dass der Abriss der Drostenhauses vom Rat der Stadt bereits beschlossen war. Es ist davon auszugehen, dass diese (nachträgliche) Dokumention nichts mehr als eine lästige Pflichtauflage des Denkmalschutzes gewesen ist und diese damit dann ungelesen in den Regalen des Rathausdachbodens abgelegt wurde...

Die Dokumentation liegt als Heftmappe in Maschinenschrift mit eingeklebten - mittlerweile sehr 'vergilbten' - Bildern sowie mehreren gefalteten A3-Plänen vor. Die folgende kursive Schrift gibt den Text der Dokumentation wieder. Die erwähnten weiteren Gutachten (Seebach und Dr. Pause) sind mir nicht bekannt. Die folgenden eingefügten Bilder (2 fototechnisch bearbeitet aus der Dokumentation sowie weitere hinzugezogene) und die Darstellung der Pläne entsprechen nicht der Lage in dem Werk.

 

Dokumentaion "Drostenhaus" Jever.
Architekten Grundmann und Rehder, Hamburg 70, Eickhoffweg 42a

Veranlassung.
Im Auftrage der Stadt Jever wurde die vorliegende Dokumentation des Drostenhauses unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Untersuchungen des Restaurators Jochen Seebach (siehe Gutachten vom 1.2.1975) durchgeführt Anlaß ist die Verfügung des Denkmalpflegers Dr. Peter Pause vom 15.4.1975 an die Stadt Jever, vor dem beschlossenen Abbruch des Drostenhauses den baulichen Bestand in einer Dokumentation festzuhalten.

Durchführung
Zur Beurteilung und Erfassung der baulichen Substanz wurden örtliche Begehungen und Untersuchungen durchgeführt.
Zur Dokumentation des Bestandes wurden das Gebäude in den Grundrißebenen und im Querschnitt aufgemessen und zeicherisch in folgende Pläne übertragen:

Grundriß Erdgeschoß
Grundriß Obergeschoß,
Querschnitt, Straßenansicht und Hofansicht
Die zeichnerischen Bestandsaufnahmen wurden ergänzt durch farbige Fotografien der Außenansichten und der vorhandenen baulichen Umgebung.

Rückseite
Ansicht von der Steinstraße bei einem bereits beseitigten Eckhaus: dieser spätere Anbau an der Ostseite soll laut Dokumentation nicht erhalten bleiben.
Foto aus der Dokumentation.

Beschreibung der vorhandenen baulichen Substanz.
Untersucht wurde der alte Hauptbau ohne die späteren Anbauten an der Ostseite und der Hofseite. Durch diese Anbauten wird der historische Bau in seinen Proportionen erheblich verunstaltet, ebenso durch den nachträglich aufgebrachten häßlichen Zementputz an der Straßen- und zum Teil auch an der Hofseite. Besonders entstellend für das Erscheinungsbild von außen sind die später - wahrscheinlich um 1900 - veränderten Fensteröffnungen, vor allem im Erdgeschoß zur Straße hin. Auch die Sprossenteilung der Fenster beeinflussen den Fassadenmaßstab negativ. (Typische Schulhausfenster).
Durch das nachträglich aufgesetzte flache Walmdach, das zudem ohne auskragendes Gesims ausgebildet ist, werden die Proportionen des Gebäudes ungünstig verändert.
In gutem Zustand befindet sich das schöne Barockportalgewände von 1756.
Das tragende Hauptmauerwerk zeigt keine besonderen Schäden. Einzelne geringfügige Rissebildungen sind unbedenklich und können als konstruktiv ungefährliche Setzrisse bezeichnet werden.
Das Mauerwerk ist im Erdgeschoß 50 cm stark. Im Obergeschoß wechselt die Mauerstärke etwa in der Gebäudemitte. Die östliche Gebäudehälfte besteht hier aus 50 cm starkem, die westliche Gebäudehälfte aus 30 cm starkem Mauerwerk. Es ist zu vermuten, daß dieses dünnere Mauerwerk durch eine Aufstockung im 18. Jahrhundert entstanden ist.
Der älteste Bauteil besteht offensichtlich aus dem eingewölbten Keller und dem darüberliegenden Kreuzgewölberaum
Vermutlich entstand das jetzige Drostenhaus in folgenden Bauepochen:

1. Epoche eingewölbter Keller und Kreuzgewölberaum
2. Epoche Erdgeschoß und halbes Obergeschoß (50 cm Mauerwerk)
3. Epoche Aufstockung des Obergeschosses zu einem insgesamt zweigeschössigen Gebäude mit Walmdach
4. Epoche Anbauten und änderungen der Fenster, sowie Zementverputz, wahrscheinlich um 1900.

Die Zwischendecken sind im Zuge von Umbauten, die durch verschiedenartige Nutzungen notwendig wurden, zum Teil verstärkt worden. Nachweisbar ist die Verstärkung der Decke über dem Erdgeschoß in der westlichen Gebäudehälfte. Die Holzbalken sind, soweit erkennbar, stabil und weisen keine besonderen Schäden auf.
Die Dachdeckung ist im wesentlichen intakt, die Falzpfannen sind dicht vermörtelt. Der Dachstuhl dagegen ist teilweise schadhaft und in den Holzstärken und Sparrenabständen unterdimensioniert.
Der historisch wertvolle kapellenartige Raum mit dem Kreuzgewölbe zeigt Schäden an den Gewölberippen und Risse in den Gewölbekappen (vergl. Gutachten Seebach S. 3).
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die bauliche Substanz des "Drostenhauses" im Verhältnis zum Alter des Gebäudes und angesichts der vielen Umbauten relativ gut ist und von daher ein Abbruch nicht erforderlich wäre.

Es folgen die Bestandspläne im Maßstab 1:100: Grundriß Erdgeschoß, Grundriß Obergeschoß, Ansicht Drostenstraße und Querschnitt, Ansicht Hofseite
Die Fotodokumentation besteht aus 10 aufgeklebten Farbfotoabzügen verschiedener Perspektiven, die altersbeding einen starken roten/gelben Farbstich bekommen haben.

Front
Ansicht Drostenstraße, Foto aus der Dokumentation - bearbeitet

Erhaltung baugeschichtlich wertvoller Substanz.
Feststellung des Restaurators Jochen Seebach auf Grund der Untersuchung des Drostenhauses auf Befund (Auszüge aus dem Getuachten vom 1.6.1975)
.
Raum mit Kreuzrippengewölbe:
Das Gewölbe ist aus Backstein mit Rippen aus Formsteinen.
Die Schlußsteine und Kapitele sind aus Sandstein. Bei dem zerstörten Kapitell links vom Eingang handelt es sich um die Reste eines Engelskopfes. Köpfe ähnlicher Art befinden sich in der Schloßkapelle von Schloß Glücksburg. Von dem freigelegten Engelskopf in der Drostei sind nur der Haaransatz, Teile der Augen, sowie der untere Teil eines Flügels zu erkennen. Ein Teil der Kapitelle wurde früher bei verschiedenen Ausbesserungsarbeiten vernichtet. Von den noch vorhandenen ist keines mehr vollständig erhalten.

Collage
Zusammenstellung beider Straßenansichten:
unten der Bestand mit dem zu beseitigenden Teil,
oben das rückgebaute Haus mit den neuen Fenstergrößen.
Pläne der Dokumentation

Dem Engelskopf gegenüber ist in der Wand eine Halbsäule eingelassen. Kapitell und Base sind zerstört und nur noch in ihren Umrissen erkennbar. Im oberen Bereich der Säule sind 56 cm lange Kannelierungen und darunter 32 cm hohe Blattornamente. Über dem Kapitell befinden sich zwei profilierte Sandsteine von 9 cm Stärke. Der untere hat eine Höhe von 26 cm, der darüber befindliche von gut 50 cm. Die Flächen zwischen den Profilen, die auf der Hofseite scharriert, an der Straßenseite gespitzt war, trug ursprünglich eine dünne Putzschicht aus Tünchen.
Die Wände waren - soweit erkennbar - in ihrem Ursprung mit einer 5-10 mm starken Putzschicht überzogen. Die alten Putzflächen wurden teilweise angespitzt, teilweise ganz entfernt und in späterer Zeit mit einer gut 2 cm starken Putzschicht neu überzogen.
Gegenüber der Eingangstür befindet sich eine Nische mit einer Breite von 50 cm, sowie einer durchschnittlichen Tiefe von 31 cm. Die genaue Höhe ließ sich nicht feststellen, da dies umfangreichere Abbrucharbeiten mit sich gebracht hätte.

Die 1. Farbgebung im Raum ist nach bisherigen Untersuchungen fiolgende:
Wandflächen und Gewölbekappen - weiß.
Rippen grauschwarz mit grauschwarzen Begleitstreifen in den Kappen und an den Wänden. Desgleichen grauschwarze Begleitstreifen um die Nischenöffnung. Dieser Streifen hat eine durchschnittliche Breite von 4,5 cm und endet oberhalb der Nische in einer Spitze. An den Endpunkten der Rippen am Schlußstein war zwischen den Rippen eine ornamentale schwarze Zeichnung, siehe Foto. Auf dieser ersten Fassung liegen noch mehrere jüngere Fassungen.

Die Schlußsteine waren ursprünglich stark farbig. Ich stellte folgende Farbtöne fest: Ein helles, kräftiges Zinnoberrot, Gelb sowie ein helles leuchtendes Grün (ebenfalls an der Säule). Diese Farbtöne sitzen auf einer dünnen Kalkschlämme, mit der der Sandstein zuerst behandelt wurde.
In den Gewölbekappen des oberen Raumes sind verschiedene Risse, die von der Straßenseite bis zur Hofseite gehen. Der mittlere Schlußstein ist ganz erheblich beschädigt und nur noch zu einem Bruchteil seiner ursprünglichen Form vorhanden. An der Wand oberhalb der Nische sind die Formsteine der Rippen abgeschlagen. Die Wandflächen selbst sind nicht mehr voll im Original erhalten. Sie wurden zu verschiedenen Zeiten viele Male ausgebessert. Zum Beispiel schlug man neben dem Engelskopfkapitell ein Loch in die Wand für ein Ofenrohr. Man kann mit ziemlicher Sicherheit die Fabgestaltung des Raumes angeben, wie aus dem Text ersichtlich.

Sollte man sich bei diesem Hause für einen Abbruch entscheiden, so müßte man auf jeden Fall dafür sorgen, daß folgende Teile sorgfältig ausgebaut und
sichersgestellt werden:

1.
die Schlußsteine,
2. die Säule - trotz ihrer Beschädigung
3. das halbzerstörte Engelskapitell
4. die heilen Formsteine der Rippen
5. das Portal
6. die Tür zum Raum mit dem Kreuzrippengewölbe (obwohl sie nicht zur Erbauungszeit des Hauses gehört)
7. eine Tür auf dem Boden.

GewoelbeAnlagen zu den baugeschichtlich erhaltenswerten Bauteilen:

1. Aufmaßzeichnungen des Kreuzgewölbes 3 Blatt M. 1:40
2.

20 Fotografien des Sandsteinportals, der Kreuzgewölbe, Schlußsteine und Nischen
(diese Fotographien befinden sich nicht in der Dokumentation)

Vorschläge für die Erhaltung des Gebäudes.
Im Verlaufe der Ausarbeitung der Dokumentation kamen wir aus eigener Initiative zu Überlegungen, ob eine Erhaltung des Drostenhauses möglich wäre. Es stellte sich uns die Frage nach den Gründen dafür und nach den Konsequenzen in baulicher und köstenmäßiger Hinsicht.
Der im Folgenden ausgeführte Ideenvorschlag geht über den Rahmen der uns von der Stadt in Auftrag gegebenen Dokumentation hinaus und ist als Denkanstoßb unsererseits gedacht.
Die Gründe für unsere Empfehlung, den beschlossenen Abbruch noch einmal zu überdenken, sind folgende:

1. Das Drostenhaus ist von der baulichen Gesamtsubstanz her nicht baufällig.
2.

Es hat mit seiner jahrhundertelangen wechselvollen Geschichte einen hohen stadtgeschichtlichen Wert.
3.

Der Ausbau von baugeschichtlich wertvollen Einzelteilen und ihre dann notgedrungen museale Einlagerung ist ein wenig befriedender denkmalpflegerischer Kompromiß.
4.



Das Drostenhaus wurde zwar im Laufe seiner Geschichte stark verändert. Dennoch führten unsere Untersuchungen dazu, daß durch eine Renovierung ein gut nutzbares Gebäude mit schön gegliederten Fassaden und guten Proportionen entstehen könnte, das eine städtebauliche Bereicherung für die ganze Umgebung darstellen würde.

Vorschläge für die Renovierung:

1.

Die das ursprüngliche "Drostenhaus" verunstaltenden Anbauten an der Ostseit und der Hofseite sollten abgebrochen werden.

2.

 

 

Abtragen der Dachdeckung und Abbau des Dachstuhles. Aufsetzen eines neues Dachstuhles mit steilerer Neigung (Walmdach) und mit Dachüberstand. Eindeckung mit rotbraunen Hohlpfannen. Anordnung von Dachgauben nach historischem Borbild an der Straßen- und Hofseite zur Belichtung des ausgebauten Dachraumes (siehe Ansichtszeichnungen). Neues, ca. 50 cm ausladendes Dachgesims in der Profilierung etwa wie beim Amtsgericht Jever.

3.




 

 

 

 

Ausbau der vorhandenen Fenster, die in Größe und Sprossenteilung nicht dem historischen Charakter entsprechen. Korrektur der Fensteröffnungen zur Wiederherstellung der ursprünglichen Fensterformate entsprechend den erkennbar ältesten schmalen Fenstern. Damit entstehen wieder zusammenhängende Fenstergruppen, zum Beispiel Fünfergruppe symetrisch zum Hauptportal an der Drostenstraße. Ohne grundsätzliche Veränderung der Fensteranordnung ergibt sich eine reizvolle, zum Charakter des historischen Gebäudes passende Fassadengliederung (siehe Ansichtszeichnungen).
Zur besseren Gestaltung und baulichen Hervorhebung des historischen Kreugewölberaumes werden nach beiden Seiten vergrösserte und von innen mittig angeordnete Fenster vorgeschlagen. Die neuen Fenster sind als Doppelfenster mit äusserer Sprossenteilung, weiss gestrichen, vorgesehen.
Auf der Hofseite wird ein neues Portal in der Achse des Einganges von der der Drostenstrasse als zweiter Haupteingang vorgeschlagen. Dort könnte ein etwa vorhandenes altes Portalgewände zum Einbau kommen. Zusätzlich sollten zwei neue Eingangstüren angeordnet werden: einmal an der Drostenstraße neben dem Gewölberaum zu direkteren Erschliessung desselben und an der Hofseite mit einem Aussentreppenniedergang zur Erschließung des Kreuzgewölberaumes im Untergeschoss als Jugendraum u.ä.

4.

 

 





Da der hässliche das Gebäude von aussen verunstaltende Zementputz in jedem Fall beseitigt werden müsste und nach einer durchgeführten Abschlag-Probe das alte Verblendmauerwerk darunter so schadhaft zu sein scheint, dass es nicht steinsichtig freigelegt belassen werden kann, muss mit einer weitgehenden Neuverblendung mit roten handgeformten Klosterformatsteinen gerechnet werden. Das Material dafür kann in Holland oder Dänemark angefertigt werden (Beispiele dafür: Restaurierung Lübecker Dom oder Deichstrass Hamburg). Die Kosten hierfür und für Ausbesserungen der jetzt noch steinsichtigen Fassadenteile mit Altmaterial sind einkalkuliert.
Die Betonung des Gebäudekanten durch Sandsteinbossen, wie zum Beispiel beim Rathaus und Amtsgericht Jever, wird als eventuelle Möglichkeit vorgeschlagen, um den Charakter des "Drostenhauses" besonders an den fensterlosen schmalen Giebelseiten gestalterisch zu verbessern.

Denkmalpflegerische Restaurierungsmassnahmen
Unter der Leitung des Restaurators müssten die folgenden Arbeiten durchgeführt werden.
1.



Kreuzgewölberaum
weitere Freilegung der Rippen, Kapille und Schlussteine, Abnahme der späteren Putzschichten von den Gewölbekappen und Wänden, Ausbesserungen und eventuelle Ergänzungen, Neuverputzungen und farbige Fassung des Raumes nach dem Befund (siehe Gutachten Seebach, S. 3: "Man kann mit ziemlicher Sicherheit die Farbgestaltung des Raumes angeben...")

2.

Hauptportal von 1756
Reinigen des Natursteingewändes und festigen des Steinmaterials.
3.

Restaurierung und Wiederverwendung der Tür zum Gewölberaum und der Barocktür auf dem jetzigen Dachboden.

4.


Spätbarockes Treppengeländer
Untersuchungen nach Farbbefund und eventuelle Wiederverwendung als Geländer für eine neue Treppenanlage.
Obergeschoss
erdgeschoss
Nutzungsvorschläge für Erd- und Obergeschoss
Pläne der Dokumentation

Diese im Gutachten des Restaurators Seebach angeführten kunst- und kulturhistorische wertvollen und zu erhaltenden Bauteile stehen in engem baulichen Zusammenhang mit dem gesamten Bauwerk. Ihr Ausbau und eine museale Verwendung bzw. Einlagerung oder Wiederverwendung an einem anderen Bauwerk, was wohl nur bei dem Portal möglich wäre, erübrigt sich, wenn es sich bei dem "Drostenhaus" um ein erhaltenswertes Gebäude im Sinne des Denkmalschutzes handelt.
Die Untersuchung und Beurteilung des Bauwerkes im Rahmen dieser Dokumentation liess die Verfasser zu der Überzeugung kommen, dass nach Beseitigung der späteren Verunstaltungen das "Drostenhaus" (ohne Anbauten) ein kunst- und kulturhistorisch wertvolles Bauwerk darstellt, dessen noble barocke Erscheinung nach der Restaurierung ein wichtiger städtebaulicher Akzent für Jever sein würde. Zudem hat es durch seine wechselvolle Baugeschichte einen ausgesprochen stadthistorischen Wert.
Wir sind der Meinung, dass es sich bei dem gesamten "Drostenhaus" um ein Kulturdenkmal handelt, dessen Erhaltung im Sinne des Denkmalschutzgesetzes aus künstlerischen und stadtgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse liegt.

Innerer Umbau
Unter Beibehaltung einer ungefähr in der Mitte des Gebäudes liegenden neuen Treppenanlage, die sich aus der Lage des vorhandenen Hauptportals ergibt, können in beide Gebäudehälften in den drei Ebenen: Erdgeschoss, Obergeschoss und Dachgeschoss die verschiedenartigsten Nutzungen ermöglicht werden.
In einem erweiterten Untergeschoss sind unterhalb der Eingangshalle zentral die Sanitäranlagen vorgesehen, so dass die Nutzflächen der oberen Geschosse nicht beansprucht werden.
Die in den Plänen (siehe Anlage Grundrisszeichnungen) eingetragenen und der Kostenermittlung zugrundegelegten Nutzungen sind Vorschläge, die alternativ abgewandelt werden können, ohne dass der angegebene Kostenrahmen gesprengt würde. Ausser der Eignung des Gebäudes für Jugendräume, Altenbegegnungsstätte und Vortrags- oder Ratssaal könnten auch Abteilungen der städtischen Verwaltung als eventuelle notwendige Erweiterung des Rathauses untergebracht werden.

In der Umbauplanung für neue Nutzungen sind die technischen Ausbaugewerke kostenmässig erfasst: Heizungsanlage zentral versorgt von dem benachbarten Neubau der Altenwohnungen aus, Be- und Entwässerungsversorgung für die Sanitärräume mit Hebeanlage und Entlüftungsanlage, Elektrische Anlagen mit Schwachstrom und Telefonanlage, Blitzschutzanlage.

Lage
Lageplan mit Entwurf einer neuen Randbebauung

Städtebauliche Einbindung und Aussenanlagen
Das "Drostenhaus" sollte innerhalb der beiderseits anschliessenden Neubebauung seinen Charackter als freistehendes Gebäude behalten. Zur schon vorhandenen neuen Bebauung am Westgiebel könnte der sehr schmale Durchgang mit einem gut gestalteten schmiedeeisernen Gitter gesperrt werden. Am Ostgiebel sollte ein Neubau mit ca. 3 m Abstand errichtet werden, so dass sich an dieser Seite eine gepflasterte Fussgängerpassage ergibt.
Es wird empfohlen, die Drostenstraße dem historischen Charakter des Gebäudes entsprechend ohne Bürgersteig mit Bordkante auszubilden. Als reine Anliegerstrasse würde eine Haus zu Haus durchgehende Pflasterung mit Klinker- und Katzenkopfsteinen den Strassenraum wieder in ein richtiges Verhältnis zum Gebäudemasstab bringen.
Die Hofgestaltung sollte als klar gegliederter Innenplatz, bezogen auf den neuen Eingang und eine davorliegende Terrasse, durchgeführt werden. Auf der gepflasterten Hoffläche wird eine streng gegliederte Bepflanzung mit breitkronigen Bäumen und und Sitzbänken darunter vorgeschlagen (siehe Anlage Lageplan).
Zwischen der umschliessenden Neubebauung und der die Umgebung bestimmenden noblen Architektur des renovierten "Drostenhauses" würde ein intimer Platzraum entstehen, der zum Treffpunkt für Alt und Jung werden könnte.

Es folgen Anlagen zum Ideenvorschlag: Erhaltung des Gebäudes. Pläne für die Renovierung mit neuer Nutzung sowie Kostenschätzung auf Grund von Vergleichswerten, Stand Juli 1975 (verkürzte Wiedergabe).

Abschnitt I Renovierungsarbeiten DM 312.500,--
Abschnitt II Restaurierungsarbeiten DM 27.500,--
Abschnitt III Innenausbau zur neuen Nutzung DM 317.500,--
Abschnitt IV Besondere Betriebseinrichtungen geschätzt DM 27.500,--
Summe der Bauarbeiten incl. 11 % MWSt DM 685.00,--

Das entspricht bei 2500 cbm umbauten Raum DM 274,--/cbm bzw. bei 478 qm Netto-Nutzfläche DM 1.433,--/qm.
Beides gegenüber einer Neubebauung durchaus günstige Kostenrelation.
Hinzugerechnet werden müßten noch für Baunebenkosten ca. 12 % von 685.00,-- zuzüglich ca. 2,0 % für Auslösungen, Fahrgelder, Materialproben, Sonderfachleute zu einer Gesamtsummevon DM 95.900,--

Die Dokumentation endet mit Berechnungen der einzelnen Nutzflächen sowie des Umbauten Raumes - hier nicht wiedergegeben.

Stadtarchiv

Die Drostenschule 1972.

*) Erläuterungen dieser Art sind 1995 durch eine Aktion der Oldenburgischen Landschaft an mehreren Gebäuden der Stadt Jever angebracht worden; die Schilder tragen daher neben dem Stadtwappen auch das Wappen der Oldenburgischen Landschaft.

Quellen:
Dokumentation und angegebene Bilder aus dem Stadtarchiv Jever
Bild der Drostenschule 1972: Stadtarchiv
Bild des Portals: Autor


Bleck, Juni 2019